Die verborgenen Archetypen des Tarots sind keine psychologischen Projektionen des kollektiven Unbewussten, sondern unabhängige symbolische Strömungen, die die Psyche formen. Jung hat nur wiederentdeckt, was der Tarot seit Jahrhunderten übermittelte.

Wie alte verborgene Archetypen die Psychologie formten – nicht umgekehrt
Haben Sie je einen Traum gehabt, der größer schien als Ihre eigenen Gedanken?
Während viele moderne Suchende annehmen, dass die verborgenen Archetypen des Tarots lediglich Jung’s Theorie des kollektiven Unbewussten spiegeln, könnte die umgekehrte Perspektive näher an der Wahrheit liegen.
Der Tarot leitet sein Verständnis nicht aus der Psychologie ab; stattdessen spiegelt die Psychologie unbewusst die zeitlose Weisheit wider, die bereits im Tarot verankert ist.
Jung mag Namen und Rahmen für archätypische Kräfte gegeben haben, doch der Tarot kartografierte diese lebendigen Symbole schon seit Jahrhunderten, übertrug sie durch Bilder, Zahlen und Mythen. Anstatt die Karten als Projektionen des menschlichen Geistes zu sehen, könnten wir sie als unabhängige symbolische Strömungen erkennen, die aktiv die Psyche formen — Strömungen, die der Tarot bewahrte, lange bevor Psychologie versuchte, sie zu erklären.
Es geht nicht um Magie oder Fantasie; es geht um Psychologie, die Wissenschaft des menschlichen Geistes. All dies verbindet sich mit einer faszinierenden Idee des berühmten Psychologen Carl Jung.
Lasst uns erkunden, wie die verborgenen Muster in Tarotkarten sich verbinden mit dem, was Jung das kollektive Unbewusste und seine Archetypen nannte.

Was ist das „kollektive Unbewusste“?
Stellen Sie sich Ihren Geist wie einen Eisberg vor. Die Spitze über dem Wasser ist Ihr Bewusstsein – das, woran Sie gerade denken. Direkt darunter liegt Ihr persönliches Unbewusstes, gefüllt mit privaten Erinnerungen und Vergessenem.
Aber Carl Jung glaubte, dass der Eisberg viel tiefer reicht. Er sagte, dass wir alle am Grund eine gemeinsame Basis teilen: das kollektive Unbewusste. Denken Sie daran wie ein psychologisches WLAN-Netzwerk, mit dem alle Menschen verbunden sind. Es enthält nicht Ihre persönlichen Erinnerungen, sondern universelle Muster und Potenziale, mit denen jeder Mensch geboren wird. Deshalb haben Geschichten aus verschiedenen Kulturen oft ähnliche Themen – eine große Flut, eine Heldengeschichte – wir zapfen dieselbe Quelle an.
Treffen Sie die verborgenen Archetypen: Die Charaktere der menschlichen Erzählung
Was steckt also in diesem kollektiven Unbewussten? Jung nannte dessen Inhalte Archetypen.
Archetypen sind keine fertigen Bilder; sie sind eher unsichtbare Formen oder Blaupausen. Sie sind die grundlegenden Charaktertypen und Themen der menschlichen Geschichte. Zum Beispiel:
- Der Held: der Teil in uns, der Herausforderungen begegnet und für das Richtige kämpft.
- Der Fürsorger: der pflegende, schützende Instinkt, den wir alle besitzen.
- Der Trickster: der Regelbrecher, der Chaos und Wandel bringt.
- Der Schatten: der verborgene Teil von uns, in dem wir Dinge unterdrücken oder fürchten.
Wir sehen diese Archetypen überall – in Mythen, Märchen und besonders in Filmen und Büchern, die wir lieben.
Das Tarot-Deck: Das Buch der verborgenen Archetypen
Hier kommt das Tarot ins Spiel. Ein Tarotdeck besteht aus 78 Karten, doch die 22 Karten der Großen Arkana sind für diese Idee am wichtigsten. Diese Karten behandeln nicht Alltägliches wie „eine Überraschungsnachricht“ oder „eine finanzielle Chance“. Ihre Bezeichnungen heißen z. B. Der Narr, Der Magier, Die Kaiserin, Der Eremit, Die Welt.
Stellen Sie sich die Große Arkana als ein Bilderbuch von Jungs Archetypen vor. Jede Karte ist eine kraftvolle symbolische Darstellung einer universellen menschlichen Erfahrung.
- Der Narr ist der Archetyp des Anfangs, die unschuldige Seele, die sich auf das Abenteuer des Lebens begibt.
- Die Hohepriesterin ist der Archetyp der Intuition und des verborgenen Wissens.
- Der Herrscher repräsentiert Struktur, Ordnung und Autorität.
- Der Teufel symbolisiert die Schattenseite, Versuchungen und die negativen Muster, denen wir unterworfen sind.
- Der Stern ist der Archetyp der Hoffnung und Inspiration nach einer dunklen Zeit.
Wenn Sie diese Karten betrachten, sehen Sie nicht nur hübsche Bilder. Sie sehen Spiegel, die die grundlegenden Charaktere und Phasen Ihrer eigenen inneren Welt reflektieren.
Die Reise des Narren: Die Landkarte, um du selbst zu werden
Die schönste Verbindung ist die Geschichte, die die Große Arkana erzählt. Sie wird oft „Die Reise des Narren“ genannt. Der Narr (Karte 0) beginnt als leeres Blatt, voller Potenzial, aber ohne Erfahrung. Im Verlauf der Reise begegnet er jedem Archetyp: dem Magier, der Kaiserin, den Liebenden, dem Tod, dem Turm und so weiter, und er lernt die Lektionen, die sie repräsentieren.
Diese Reise ist eine perfekte Landkarte dessen, was Jung die menschliche Reise zur Individuation nannte – der lebenslange Prozess, dein wahres, ganzes Selbst zu werden. Es geht darum, deinem Schatten zu begegnen, deine Intuition zu hören, Herausforderungen zu meistern und alle Teile von dir zu integrieren. Die Reise endet mit Der Welt (Karte 21), die Ganzheit, Erfüllung und das Verständnis deiner Rolle im größeren Ganzen symbolisiert.
Was ist also die wahre Magie?
Wenn Menschen Tarotkarten zur Selbstentdeckung statt zur Wahrsagung nutzen, nutzen sie sie als psychologisches Werkzeug. Indem sie Karten auslegen und fragen: „Welche Energie ist gerade in meinem Leben präsent?“, beginnen sie ein Gespräch mit ihrem Unbewussten.
Die gezogene Karte mag Resonanz erzeugen, weil sie einen Archetyp widerspiegelt, mit dem Sie gerade in Resonanz stehen. Vielleicht brauchen Sie den Mut des Wagenführers, um einen Konflikt zu überwinden, oder die Geduld des Eremiten, um nach innen nach Antworten zu suchen.
Abschließend: Die Magie liegt nicht in der Vorhersage der Zukunft. Sie liegt in der Fähigkeit der Karten, ins kollektive Unbewusste einzutauchen und dir zu helfen, deine eigene Geschichte besser zu verstehen.
Über die Autoren
Liane und Christopher Buck sind die Schöpfer von The Tao of Tarot, dessen erstes Buch und Kartenset The Hidden Arcana Tarot ist. Sie sind auch Gründer des OMTimes Magazine, des Humanity Healing Network und der Wohltätigkeitsorganisationen Humanity Healing International und Cathedral of the Soul. Mehr über sie erfährst du auf ihrer Bio‑Seite.

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